Ein klassicher Wahlschein.
Zwei Drittel sind offen für online Wahlen

Eine Umfrage unter rund 1.000 Deutschen hat ergeben, dass sich 63 Prozent der Deutschen wünschen, künftig die Möglichkeit zu haben, ihre Stimme bei der Bundestags- und Kommunalwahl online abzugeben. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Berliner Digitalverbands Bitkom, für die im August 2021 rund 1.000 Personen ab 18 Jahren befragt wurden. Bisher ist die Stimmabgabe in Deutschland nur entweder im Wahllokal oder per Brief, in jedem Fall auf Papier, möglich. Jüngere sind am offensten für die digitale Wahl.

“Online-Wahlen wären ein wichtiges Update unseres demokratischen Systems. Gerade jüngere Menschen, die in der digitalen Welt zuhause sind, ließen sich durch ein Online-Verfahren besser abholen und für politische Partizipation gewinnen. So ließe sich die Wahlbeteiligung erhöhen und gleichzeitig der Aufwand bei der Durchführung der Wahl und der Auszählung der Ergebnisse reduzieren”, kommentiert Bitkom-Präsident Achim Berg die Ergebnisse.

Vor allem Jüngere sprechen sich für eine Online-Wahl aus. Unter den 18- bis 29-Jährigen liegt die Zustimmung bei 72 Prozent. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 68 Prozent, bei den 50- bis 64-Jährigen 69 Prozent. Skeptischer sind die Älteren ab 65 Jahren, aber selbst unter ihnen befürworten 48 Prozent die digitale Stimmabgabe. Unterschiede gibt es auch, wenn man die Präferenzen für verschiedene Parteien betrachtet.

FDP-Anhänger skeptisch

Am deutlichsten plädieren die Anhänger von Bündnis 90/Die Grünen für online Wahlen, unter ihnen liegt der Anteil quer durch alle Altersklassen bei 72 Prozent. Die AfD liegt mit 71 Prozent nur knapp dahinter. Unter den Anhängerinnen und Anhängern der SPD wünschen sich 68 Prozent eine digitale Stimmabgabe online, bei der Linken sind es 64 Prozent und die CDU/CSU kommt auf 62 Prozent. Unter denjenigen, die mit der FDP sympathisieren, wollen dagegen nur 51 Prozent eine online Wahl ermöglichen.

Meine Meinung zur online Whal

Das zeigt, wieder mal, dass wir in Deutschland bei vielem hinten dran sind. Dabei hätten wir mit dem gar nicht mehr so neuen Personalausweis und der eID (Digitale Signatur) eine sichere Möglichkeit, auf der man solch eine Onlinewahl doch eigentlich realisieren können, müsset. Vorbild könnte hier Estland sein, denn die Estländer sind Deutschland Jahre weit voraus, was die digitale Verwaltung betrifft.

Hand mit Briefwahlumschlag. (Bild: Thorsten Claus)
Meine Wahl ist die Briefwahl. (Bild: Thorsten Claus)

Fehlende Transparenz

Jüngst hatte das KIT in Karlsruhe das Thema Briefwahl untersucht und festgestellt, dass die fehlende Transparenz ein Problem ist, Zitat:

„Die Briefwahl ist anfällig für Manipulationen“, konstatiert Professor Jörn Müller-Quade vom KASTEL — Institut für Informationssicherheit und Verlässlichkeit am KIT. „Denn es gibt keine Möglichkeit für Briefwählerinnen und -wähler, nachzuprüfen, ob ihre Stimmen wirklich ausgezählt wird. Der Prozess muss sehr viel transparenter werden, wenn die Briefwahl langsam die vorherrschende Form der Stimmabgabe wird“, fordert der Sicherheitsexperte.

„Natürlich habe ich als Wählerin das Recht, ins Briefwahllokal zu gehen und dort die Auszählung zu beobachten“, sagt Professorin Melanie Volkamer von der Forschungsgruppe SECUSO – Security, Usability, Society am KIT. „Doch wie praktikabel ist das, insbesondere in Zeiten einer Pandemie? Und was tue ich, wenn meine Stimme dann nicht dabei ist?“ 

Ein Online-Wahlkanal biete in dieser Hinsicht viele Vorteile, meint die Expertin. Hier könnten Wählerinnen und Wähler einfacher sicherstellen, dass ihre elektronische Stimme rechtzeitig ankomme. Auch lasse sich dank moderner kryptographischer Verfahren mit unabhängigen Tools überprüfen, dass nicht nur die eigene, sondern sogar alle Stimmen richtig ausgezählt würden. 
  
Die Forschenden des KIT weisen im Vorfeld der Wahl auch darauf hin, dass über die Sozialen Medien verbreitete Fake News kaum mehr als solche identifizierbar sind. 

„Audio-, Bild-, Video- und sogar Text-Fälschungen werden demnächst so gut sein, dass weder Menschen noch Algorithmen sie zuverlässig von echten Quellen unterscheiden können“, nennt Professor Thorsten Strufe, ebenfalls KASTEL, eine weitere Gefahr für den Wahlprozess.

Helfen könnte bei Social-Media-Posts das Beifügen von Kontext-Informationen aus zuverlässigen manuellen Quellen. Ansonsten müssten sich Nutzerinnen und Nutzer mit Anhaltspunkten wie Alter des Artikels, Vertrauenswürdigkeit von Quelle und Autor behelfen, so der Experte.

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